Sinnblicke
Hier teilen wir Gedanken, Geschichten und Inspirationen rund um unsere Arbeit und Werte. Es sind Einblicke, die zeigen, wie wir Wandel gestalten, Projekte voranbringen und neue Perspektiven entdecken.
Vom Klima lernen: Trickle-Up als Leitmotiv für gerechte KI
Die About Tomorrow Conference von Greenpeace hat uns stark bewegt – durch Themen, Formate und die Vielfalt der Stimmen. Besonders prägend war ein Gedanke aus dem Panel "Die Klimakrise trifft nicht alle gleich - Intersektionale Perspektiven auf Ungerechtigkeit und Widerstand": Der klassische Trickle-Down-Ansatz bringt weder im Klima noch in anderen gesellschaftlichen Bereichen gerechte Lösungen hervor. Die Teilnehmer*innen plädierten für konsequentes Trickle-Up-Denken – also dafür, bei den am stärksten Betroffenen anzusetzen. Daran knüpfen wir an und übertragen diese Logik von der Klimakrise auf die Gestaltung von KI.
Trickle-Down vs. Trickle-Up
Trickle-Down und warum es in der Klimakrise scheitert
Trickle-Down bedeutet, dass Entscheidungen, Ressourcen und Nutzen „von oben“ kommen und angeblich automatisch „nach unten durchsickern“. Das Versprechen war, das alle profitieren. Doch die Daten sprechen dagegen:
- Die reichsten 10 % sind seit 1990 für rund zwei Drittel der globalen Emissionen verantwortlich, während die ärmere Hälfte die härtesten Folgen trägt (Oxfam – Climate Equality Report; Nature Climate Change-Studie).
- Großprojekte wie der brasilianische Belo-Monte-Staudamm zeigen, wie Top-Down-Lösungen scheitern: versprochener Nutzen blieb aus, stattdessen entstanden Umweltzerstörung, soziale Spannungen und höhere Lebenshaltungskosten (FAPESP-Bericht).
Fazit: Trickle-Down funktioniert nicht für eine gerechte, nachhaltige Klimapolitik.
Trickle-Up: Warum der Ansatz wirkt
Trickle-Up beginnt bei den Menschen und Communities, die am stärksten betroffen sind. Die Synthese-Studie Trickle Up: How Pro-Poor Investments Drive Economic Development zeigt:
Investitionen in marginalisierte Gruppen verringern Ungleichheit und stärken Stabilität – von unten nach oben.
Ein kraftvolles Beispiel ist das Uru Uru Team in Bolivien: Indigene Frauen reinigen einen stark verschmutzten See, bauen schwimmende Inseln aus recyceltem Material und regenerieren so Wasserqualität, Biodiversität und lokale Ökonomie. Für ihre Arbeit erhielten sie den UNDP Equator Prize.
Trickle-Up als gelebte Intersektionalität
Trickle-Up heißt, multiplen Verwundbarkeiten gerecht zu werden – und damit Lösungen zu schaffen, die robuster und gerechter für alle sind.
Diese Logik brauchen wir auch in der Technologie: KI darf nicht von wenigen für viele entwickelt werden.
Warum wir diese Logik jetzt auf KI übertragen müssen
Was passiert, wenn KI Top-Down entsteht
Wenn KI vor allem von wenigen entwickelt wird – in geschlossenen Systemen und mit begrenzten Perspektiven –, entsteht ein technologisches Trickle-Down. Die Folgen sind bekannt:
- Modelle reproduzieren Diskriminierungen, statt sie zu mindern.
- Betroffene Gruppen haben kaum Einfluss auf die Systeme, die sie bewerten oder überwachen.
- Risiken wie Fehlentscheidungen, Ausschlüsse oder Überwachung landen unten, während Macht oben bleibt.
Kurz: Top-Down-KI verstärkt die Ungleichheiten, die wir eigentlich abbauen wollen.
Was möglich wird, wenn wir KI Trickle-Up denken
Ein Trickle-Up-Ansatz gestaltet KI mit denjenigen, die am meisten betroffen sind – früh, konsequent und strukturell:
- Perspektivenvielfalt fließt von Beginn an in Daten, Design und Governance ein.
- Bias wird nicht nachträglich „korrigiert“, sondern im Fundament verhindert.
- KI wird nachvollziehbar, überprüfbar und gemeinschaftlich gestaltbar.
- Offene Standards, demokratische Prozesse und transparente Infrastruktur schaffen Vertrauen.
Kurz: Trickle-Up-KI ist gerechter, stabiler und langfristig nachhaltiger – genau wie im Klima.
Wo und wie wir Trickle-Up stärken
Uns ist es wichtig, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten. Konkret bedeutet das für uns:
- Demokratische Beteiligung ermöglichen:
Wir unterstützen demokratische-ki.de, weil KI als gesellschaftliche Infrastruktur öffentliche Kontrolle braucht – transparent, partizipativ und zugänglich. - Zugang & Bildung für alle fördern:
Mit ki-koala.de schaffen wir niedrigschwellige KI-Bildung für NGOs, Schulen, Initiativen und Bürger*innen. Je mehr Menschen Kompetenzen haben, desto gerechter wird die technologische Zukunft. - Open Source als Grundhaltung leben:
Wir setzen bewusst auf offene Entwicklung: Sie bricht Machtmonopole auf, fördert Vielfalt und macht KI nachvollziehbar, überprüfbar und gemeinschaftlich gestaltbar. - Teilhabe in unseren eigenen Strukturen verankern:
Auch wenn unser Team noch nicht so divers ist, wie wir es uns wünschen, arbeiten wir aktiv daran – durch flache Hierarchien, gemeinsame Entscheidungen, Raum für unterschiedliche Perspektiven und eine Ausrichtung auf gesellschaftlichen Nutzen.
Wir wollen das, was wir nach außen fordern, selbst leben – Schritt für Schritt und bewusst.
Komplexität ist Voraussetzung, nicht Hindernis
Intersektional zu denken heißt, Komplexität nicht zu vermeiden, sondern anzunehmen. Die About Tomorrow Conference hat gezeigt: Gerechtigkeit entsteht durch den Mut, vielfältige Realitäten mitzudenken.
Dasselbe gilt für KI: Nur wenn wir soziale, kulturelle und politische Vielfalt einbeziehen, entsteht eine Technologie, die gerecht, belastbar und nachhaltig ist.
Weitere Quellen:
- https://www.internationalrivers.org/
- https://www.u4.no/publications/corruption-and-climate-finance
- https://www.oxfam.org/en/research/climate-finance-shadow-report-2023
- https://www.jstor.org/stable/24518022
- https://www.perspectecolconserv.com/en-belo-monte-dam-impacts-protagonism-articulo-S2530064425000021
- https://earth.org/women-leading-the-fight-for-climate-justice-in-the-face-of-gendered-climate-impacts/
- https://www.climatepolicyinitiative.org/
Disclaimer: Dieser Text ist unter Zuhilfenahme von KI entstanden.